Wir müssen reden

Mit 56,2 % hat der Kanton Solothurn die Unternehmensverantwortungsinitiative abgelehnt. Dem Entscheid ging ein bewegter Abstimmungskampf voraus, in welchem der Wunsch nach einer gerechteren Welt der Sorge um Wettbewerbsnachteile für unsere Unternehmen gegenüberstanden. Dialog und Respekt sind nun das Gebot der Stunde. Reden müssen wir aber auch mit unseren Landeskirchen. Die Bischofskonferenz, die evangelisch-reformierte Kirche und ihre nachgelagerten Organe nahmen einseitig und mit grosser Heftigkeit Partei für eine politische Vorlage. Damit stiessen sie einen Teil ihrer Mitglieder und auch mich als Katholik vor den Kopf. Als Politiker argumentiere ich stets im Wissen darum, dass meine Sicht der Dinge subjektiv ist und die Meinung der andern ebenso zählt wie meine Eigene. Ich stelle mich der Debatte und beuge mich – manchmal auch zähneknirschend - der Mehrheit. Argumentieren aber Bischöfe und Pfarrerinnen so nehmen sie für sich höhere Moral in Anspruch. Damit entziehen sie sich dem politischen Dialog auf Augenhöhe. Dies führt zu grundsätzlichen Fragen über Aufgabe und Sinn der Kirchen in der heutigen Zeit. Wollen unsere Landeskirchen ihren "katholischen", d.h. umfassenden Status als Wertegemeinschaften wirklich aufgeben und zur politischen Bewegungen mutieren, so wie das von gewissen Würdenträgern und Aktivisten propagiert wird? Oder besteht Kirche vielmehr nicht darin, Seelsorge zu betreiben, Zusammenhalt und Gemeinschaft über alle Unterschiede hinweg zu fördern, Orientierung und Halt zu vermitteln und so spirituelle und pastorale Verantwortung gerade auch in der heutigen Zeit zu übernehmen? Über das müssen wir jetzt reden.