«Wesentliche Anreize für Berufsbildung fallen weg»

Wenn wir am 9. Februar über den kantonalen Mindestlohn abstimmen, stellen wir auch die Weichen für die Zukunft der Berufslehre. Schulleiter und FDP-Kantonsratskandidat Nico Zila sagt im Interview, weshalb der überhöhte Mindestlohn dazu führen würde, dass weniger Jugendliche eine Berufslehre absolvieren.

Am 9. Februar stimmen wir über die Einführung eines kantonalen Mindestlohnes von 23 Franken ab. Was würde ein Ja zu dieser Initiative für die Berufslehre bedeuten? 
Mit dem neuen Solothurner Mindestlohn – notabene dem zweithöchsten weltweit – würden wesentliche Anreize für Schulabgängerinnen und Schulabgänger wegfallen, eine berufliche Grundbildung zu absolvieren. 23 Franken mit 15 Jahren wären wohl für viele Jugendliche allzu verlockend, auszublenden, dass ohne Ausbildung ein zukünftiger Lohnanstieg wenig wahrscheinlich ist.
 
Welchen Stellenwert hat denn die Berufslehre am Wirtschaftsstandort Kanton Solothurn? 
Solothurn ist ein typischer Berufsbildungskanton. Neben der «klassischen» Lehre haben bei uns insbesondere berufsfeldbezogene Weiterbildungsangebote einen starken Stand und eine lange Tradition. Sei es in der Medizinaltechnik, der Uhrmacherei oder im Gesundheitswesen: Der Kanton Solothurn bietet schweizweit renommierten Bildungsinstitutionen ein Zuhause.
 
Ganz grundsätzlich: Was kommt auf den Kanton Solothurn zu, wenn die Mindestlohn-Initiative angenommen wird? 
Im Kanton Solothurn pflegen wir eine Kultur des Miteinanders und des gegenseitigen Vertrauens. Auch auf dem Arbeitsmarkt funktioniert diese Art des Zusammenarbeitens auf Augenhöhe bestens. Aus reiner Wahlkampftaktik beschwören linke Kreise nun die Mär der bösen Arbeitgeber herauf und zerstören damit den über Jahrzehnte in der Sozialpartnerschaft aufgebauten gegenseitigen Goodwill. Mir bereiten die beiden aktuellen Abstimmungskämpfe Sorgen um die politische Kultur im Kanton Solothurn – ganz abgesehen natürlich von den gravierenden wirtschaftlichen Folgen, wenn wir unseren Standort ohne Not mit einem überhöhten Mindestlohn schwächen.
 
Beitrag von Adriana Marti-Gubler